Kommentar von Mária Hlavajová
Kommentar von Mária Hlavajová
Es liegt in der menschlichen Natur, den Gedanken an den Tod zu verdrängen und aus dem Leben zu verbannen. Deshalb trifft es uns jedes Mal unvorbereitet, wenn wir unmittelbar damit konfrontiert werden. Wir reagieren bestürzt, sind traurig, von Schmerz erfüllt und empfinden den Tod als ungerecht. Das ist umso mehr der Fall, wenn eine so außergewöhnliche Person wie Igor Zabel, der Warmherzigkeit, subtilen Humor und eine große Begabung in zahlreichen Disziplinen in sich vereinte, so frühzeitig von uns geht. Wir beklagen den Verlust eines Freundes und geachteten Kollegen, der eine große, unvorstellbare Leere hinterlässt.
Igor Zabel war Philosoph, Autor, Essayist, Kurator für moderne und zeitgenössische Kunst sowie Literatur- und Kunstkritiker. Er arbeitete als Chefkurator in der Moderna Galerija (Museum für moderne Kunst) in Ljubljana. 2004 kuratierte er die Ausstellung "Individual Systems" im Rahmen der Biennale von Venedig. Zabel veröffentlichte mehrere Bücher und war Herausgeber des "Manifesta Journal". Er schrieb zahlreiche Artikel für verschiedenste Publikationen, wie etwa W"ho if not we should at least try to imagine the future of all this?" (Artimo, Amsterdam, 2004), "Primary Documents: Critical Writing on Critical Art in East-Central Europe: A Primer" (MoMA, New York, 2002), "Ausgeträumt …" (Sezession, Wien, 2002) u.v.a.
Was die zeitgenössische Kunst auf internationaler Ebene betrifft, trug Igor Zabel auf beispiellose Weise zum Verständnis und der Umsetzung von künstlerischen und politischen Entwicklungen im Mittel- und Osteuropa des zwanzigsten Jahrhunderts bei, in besonderem Maße nach dem Fall der Berliner Mauer. Als Kurator und Autor forderte er unermüdlich eine gründliche Untersuchung politischer, sozialer und kultureller Subströmungen ein, die möglicherweise zu einem besseren Verständnis der postkommunistischen Situation im heutigen globalen Kontext führen könnte.
Neben vielen anderen Projekten, an denen ich gemeinsam mit Igor Zabel beteiligt war, hatte ich die besondere Ehre, seine unerschöpflichen Kenntnisse über die moderne Kunst in Mitteleuropa im Rahmen der Langzeitinitiative tranzit, einem von der Erste Bank-Gruppe unterstützten internationalen Forum zur Förderung von Kunst- und Wissensproduktion in der Region, genießen und schätzen zu dürfen. Als Mitglied des internationalen Gremiums von tranzit war Igor Zabel ein engagierter Befürworter künstlerischer und intellektueller Qualität, der uns beibrachte, Konflikte in kreatives Potenzial umzuwandeln. All dies werden wir sehr vermissen.